Vor ein paar Tagen war die 20jährige Lea bei uns in der Praxis zur Prophylaxe. Das macht sie zwei Mal im Jahr. Seit ihrem sechsten Lebensjahr.  Und wie viele in ihrem Alter ist sie auch deswegen ohne Karies und ohne Behandlungsangst. Dafür aber mit Kopfschmerzen.

Kopfschmerzen bei Jugendlichen können mit schlechtem oder fehlendem Biss zusammenhängen – unsere langjährige Patientin Lea ist nur ein Fall von vielen.

Wir kennen sie seit seiner Grundschulzeit. Inzwischen lernt sie für die Fachhochschule und hat, so ihre Worte, ganz schön Streß deswegen.

Vor kurzem hat sie endlich ihre feste Zahnspange abgenommen bekommen.

Vor der Untersuchung klagt sie darüber, dass ihre Zähne so kälteempfindlich geworden sind und es in ihrem Kiefer manchmal knackt.

Was macht die Kopfschmerzen?

In ihrem Mund sehe ich, dass die Spitzen der Eckzähne ganz gerade geworden sind. An der Zunge und in den Wangen sind Abdrücke der Zähne deutlich sichtbar. Unangenehm ist es ihr, wenn ich mit kalter Druckluft die Zähne trockne. Vor allem aber kann ich starke Verspannungen in ihren Kaumuskeln fühlen. Und als ich sie bitte, weit zu öffnen, weicht der Unterkiefer zur rechten Seite ab.

Ich frage sie, ob sie das Gefühl habe, dass ihre Zähne gut aufeinander passen? Irgendwie schon, ist ihre Antwort, manchmal finde sie das Kauen richtig anstrengend. Und dann will ich von ihr wissen, ob sie in der letzten Zeit vermehrt Kopfschmerzen habe? Das bejaht sie. Sehr oft sogar. Sie steht morgens damit auf und fühlt sich total erschlagen. Der Hausarzt habe keine Erklärung. Es sei wohl der Streß, meint sie.

Daraufhin untersuche ich Lea erneut. Wenn sie leicht zubeißt, sagt sie, berühren sich zuerst die Zähne hinten links. Ich bitte sie, ihren Kiefer lockerzulassen und führe sie so, daß die Kiefergelenke gleich stehen. Das ist nicht so einfach, weil die Muskulatur so verspannt ist. Doch auch dabei berühren sich zuerst die Backenzähne auf der linken Seite. Die Eckzähne haben keinen Kontakt und zwischen den Backenzähnen auf der rechten Seite ist beim leichten Zubeißen ein feiner und deutlicher Spalt.

Wie macht die Zahnstellung die Kopfschmerzen?

Oft ist es bei Jugendlichen so, dass die Zahnreihen nicht gut zusammenpassen. Meiner Erfahrung nach tritt das Problem gerade auch nach einer kieferorthopädischen Behandlung auf. Da es keine Kontrollmöglichkeiten gibt, läßt sich diese Vermutung nicht belegen.

Jedoch: Es liegt in den seltensten Fällen an den Weisheitszähnen. Vielmehr ist es eine mangelhafte Verzahnung. Lea fehlt im wahrsten Sinne des Wortes der richtige Biss. Und das führt zu einer Anspannung der Kaumuskeln. Vor allem Nachts arbeiten sich die Muskeln an den nicht zueinander passenden Zähnen ab. So sehr, dass diese Muskeln morgens wehtun. Das empfindet Lea als  Kopfschmerz, der sich anfühlt wie eine Schraubzwinge. Die enorme Kraft, die diese Muskeln haben, sorgt auch dafür, daß die Zähne empfindlich werden und sich abnutzen.

Was tun?

Als Sofortmaßnahme hilft oft eine Nachts getragene Aufbiss-Schiene sehr gut gegen die Kopfschmerzen

Als Sofortmaßnahme hilft oft eine Nachts getragene Aufbiss-Schiene sehr gut gegen die Kopfschmerzen. Reicht das, kann man zuwarten, wie sich das Gebiss entwickelt. Es kommt durchaus vor, dass sich der Biss von allein bessert. Oder minimales Einschleifen für Gleichmäßigkeit sorgt.

Lea ist nach Behandlung mit einer Aufbiss-Schiene frei von Kopfschmerzen, die durch ihren schlechten Biss verursacht wurden

Mit Kopfschmerzen zum Zahnarzt? – Ja!

Wenn Ihr Kind unter Kopfschmerzen leidet, gehen Sie mit ihm auf jeden Fall auch zum Zahnarzt. Allein und nur er kann beurteilen, ob nicht Störungen des Bisses und Verspannungen in der Kaumuskulatur Gründe dafür sind.